Univention Summit 2019: größer, lauter und besser?
Am 31. Januar 2019 fand der jährliche Univention Summit im Swiss Hotel Bremen statt. Gekommen waren an die 370 Partner und Kunden des Bremer Softwarehauses. Auch die DECOIT® GmbH war wieder mit von der Partie – das erste Mal seit 11 Jahren aber nicht als Mit-Sponsor und damit ohne eigenen Redebeitrag oder Stand. Dafür traten Neusponsoren wie Bechtle oder Apple in Erscheinung, was neben NextCloud und Kopano etwas befremdlich wirkte, da diese Firmen nicht der Open-Source-Szene entstammen. Es war damit der größte Summit von Univention bislang und damit auch der lauteste, da es im Hotel-Foyer bei den Partnerständen zu erheblichen Menschenaufläufen kam. Aber war es auch der bislang beste Summit?
Der Event begann mit einer kurzen Vorstellung der Sponsoren und Aussteller durch Nico Gulden von Univention. Dabei fiel auf, dass es zum ersten Mal einen Diamant-Sponsor (agorum) gab, der die bisherige Platin-Auszeichnung überbieten sollte. Neben NextCloud (Platin) und Kopano (Gold) ist auch der Systemintegrator LINET Services aus Braunschweig unverändert mit dabei, da sich dieser auf Schulprojekte spezialisiert hat. Dieser Bereich wird auch für Univention immer relevanter, wie aktuelle Projekte, aber auch der Schwerpunkt des Summits zeigten. Dies war ein Grund für uns dieses Jahr nicht als Sponsor mit aufzutreten. Neben den bisher bekannten Partnern wie Pascom, Open-Xchange, uib (opsi) und OwnCloud, ließen sich neue Partner ausmachen, wie E-Groupware, Zammad oder innovaphone. Die App-Community wächst daher weiter ungebrochen.
Der Geschäftsführer Peter Ganten zeichnete daher auch ein überwiegend positives Bild seines Unternehmens. So nutzen derzeit mehr als 10.000 Organisationen UCS und viele neue Kunden konnten gewonnen werden. Wie viel Prozent davon die kostenlose UCS-Core-Edition beinhalten und ob es sich bei den Neukunden hauptsächlich im UCS@school handelte, wurde allerdings offengelassen. Univention sieht sich immer noch als gute Alternative zu proprietären Herstellern. Auch mit der Qualität und Menge der Apps im AppCenter ist das Unternehmen sehr zufrieden. UCS soll es ermöglichen die eigene Identität unabhängig zu verwalten und eigenständig zu unterstützen. Ein sog. Schichtenmodell digitaler Souveränität wurde mit entwickelt, was durch UCS entsprechend unterstützen soll. Der Bogen, der von China über Google & Co. zur Digitalisierung gespannt wurde, war allerdings recht weit, wenn auch nicht uninteressant.
Im Anschluss wurde es dann wieder etwas konkreter, indem Ingo Steuwer von Univention, der nun das Produktmanagement neu übernommen hat, den derzeitigen Entwicklungsstand umriss. Ende dieses Quartals soll nun UCS 4.4 herauskommen. Ziel ist es eine offene Plattform für IT-Services zu schaffen. UCS soll dazu in vorhandenen Umgebungen einwandfrei funktionieren. Das ist allerdings noch relativ schwierig, wenn man bedenkt, dass der UCS bisher nur mit Windows-Server 2012 einwandfrei arbeitet. Als Neuerungen konnte man eher kosmetische Korrekturen ausfindig machen. So wurde die Portalseite überarbeitet und die Kacheln sollen aufgewertet werden. Der AppCenter wird ebenfalls vereinheitlicht werden, um eine bessere Übersicht zu geben. Eine Rest-API wurde eingeführt, um die Interaktion mit anderen Anwendungen zu vereinfachen. Diese ist momentan bei vielen Herstellern angesagt. Die DECOIT® GmbH nutzt diese Schnittstelle in verschiedenen Projekten bereits seit einigen Jahren. In UCS 4.4 wird als wirkliche Neuerung nur das Admin Diary (Tagebuch) kommen, um Änderungen im LDAP aufzuzeichnen und Ereignisse (z. B. Updates) zur besseren Erkennung von möglichen Problemen aufzulisten. Auch soll der Benutzer besser seine eigenen Daten (eine Selbst-Registrierung ist in der Diskussion) pflegen können, um dem Administrator Arbeit abzunehmen. Die Funktion RADIUS soll in den beiden Versionen UCS und UCS@school vereinheitlicht werden. Der Fokus liegt allgemein auf der Zukunftsfähigkeit, weshalb Komplexität reduziert und Kompatibilität gesteigert werden soll. Services sollen demnächst mehr in Apps und weniger in Systemrollen abgebildet werden, wodurch Univention die Umsetzung mehr auf externe Anbieter verlagern möchte. Insgesamt fielen die vorgestellten Neuerungen etwas geringer als erwartet aus. UCS 5 wird dieses Jahr nicht mehr kommen und die Features sind bisher auch noch unbekannt.
In den nachgelagerten Vorträgen zu Praxisbeispielen wurden Kundenprojekte vorgestellt, die durchaus größere Umgebungen beinhalteten. So gab es in einem Beispiel ca. 300 Serversysteme auf zwei Rechenzentren verteilt, in denen neuerdings fünf UCS-Server ihren Dienst tun. Dabei stieß man auf die gleichen Herausforderungen, die auch die DECOIT® GmbH in ihren Kundenprojekten immer wieder hatte: Synchronisierung von LDAP, Schema-Erweiterung für Anbindung einer Drittanwendung und Upgrade der UCS-Server. Letzteres führte einmal zu einem mehrstündigen Ausfall, welcher aber durch entsprechenden Hersteller-Support relativ schnell behoben werden konnte. In einem weiteren Praxisvortrag konnte berichtet werden, dass die Diskussion um Open Source immer mehr nachlässt. Es wird inzwischen nach Funktionalität ausgewählt und auf Herstellerneutralität geachtet.
Zwischen den Vorträgen gab es immer wieder genug Zeit, um sich im Foyer an den Ständen die Apps der Drittanbieter zeigen zu lassen. Allerdings war der Raum aufgrund der vielen Teilnehmer geradezu überfüllt und sehr laut. So ließen sich ungestörte Gespräche kaum durchführen. Der Andrang auf den AppCenter von Univention ist aber ungebrochen, wie die vielen Stände ebenfalls klar zeigten. Daher war es zwar der größte und lauteste Summit, aber inhaltlich nicht der informativste.
Der Univention Summit war wieder recht gut besucht und bot einige neue Informationen. Auch wenn UCS 4.4 nicht wirklich viele neue Leistungsmerkmale bot, gab es von den App-Herstellern doch einige Features geboten, die entweder noch nicht wahrgenommen oder neu entwickelt wurden. Es blieb die Frage offen, ob sich Univention immer mehr zu einer Schulplattform entwickeln wird oder nach wie vor seine Zielgruppe in Unternehmen sieht. UCS@school nahm auf jeden Fall auf diesem Summit bereits eine recht dominante Stellung ein. Dadurch will Univention eine Alternative zu Microsoft anbieten, ohne direkt mit Windows zusammenarbeiten zu müssen. Das ist wiederum bei Unternehmensnetzen gefährlich, die nun mal in den meisten Fällen eine Mischumgebung nutzen. Auch die neue Partnerschaft zu Apple spricht für eine stärkere Ausrichtung auf den Schulbereich. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich der Markt und auch Univention selbst weiter entwickeln wird.
Die DECOIT® GmbH wird beides für ihre Kunden im Auge behalten, da für uns die Lösung und nicht der Hersteller im Vordergrund steht. Sprechen Sie uns daher gerne an, wenn ein zentrales Identitätsmanagement mittels Verzeichnisdienst LDAP oder Active Directory (AD) bei ihnen umgesetzt werden soll. Wir helfen Ihnen gerne weiter.