Univention Summit 2017 – Join the Nexus of Open Source

Der immerhin schon neunte Univention Summit stand in diesem Jahr am 26. Januar unter dem Motto „Join the Nexus of Open Source“ und überbot alle bisherigen Teilnehmerrekorde. So kamen ca. 300 Anwender, Dienstleister, System- und Softwarehäuser zusammen, um die neusten Trends und Apps mitzunehmen. Der Summit wuchs damit um gute 30%. Auch die DECOIT® GmbH war wieder als langjähriger Partner sowie App-Anbieter mit eigenem Stand als Silber-Sponsor mit dabei. So folgte man einer guten Tradition, da man bisher bei keinem Summit fehlte.

Abbildung 1: Außenansicht des Universum Bremen
Abbildung 1: Außenansicht des Universum Bremen

Die Veranstaltung fand dieses Jahr ganz in der Nähe von der DECOIT® GmbH im benachbarten Universum statt. Gleich zu Beginn schwor Peter Ganten (Geschäftsführer der Univention GmbH) die Teilnehmer auf die Erfolge des Univention Corporate Server (UCS) ein, indem er die Wachstumszahlen vorstellte. Allerdings wächst speziell die kostenlose Open-Source-Core-Variante stark, während die kostenpflichtige Maintenance-Version wohl eher stagniert. Hierüber war leider keine Aussage zu bekommen. Der App-Center kommt auf jeden Fall immer besser an und der Bildungssektor wird für Univention ebenfalls immer wichtiger. Viele junge Unternehmen setzen auf UCS. Aber auch große Projekte, wie die Open-Xchange-Umsetzung in Frankreich, das mit 30 Mio. Teilnehmern recht groß ist. Nach wie vor ist Cloud Computing ein wichtiges Thema für Peter Ganten. Aber dieses Jahr wurde ein anderer Schwerpunkt gesetzt: künstliche Intelligenz (KI). Als Beispiele wurden mündliche Bestellungen bei Amazon oder bei McDonalds mittels Spracherkennung genannt. Auch Übersetzungen könnten zukünftig automatisiert werden. Algorithmen werden daher immer interessanter und strategisch wichtiger. Hier muss allerdings der Missbrauch persönlicher Daten verhindert werden. Stephen Hawking warnt sogar vor der KI-Entwicklung, da sie das Ende der menschlichen Rasse einleiten könnte. Wichtige Prinzipien, um KI zu bändigen, sind laut Ganten: Verantwortlichkeit, Nachprüfbarkeit, Replizierbarkeit und Wahlfreiheit. Hierzu bietet Open Source den Schlüssel. Durch das OpenAI-Projekt (https://www.openai.com) wird dies bereits praktisch umgesetzt bzw. erprobt.

Abbildung 2: Peter Ganten bei der Eröffnungsrede über offene Systeme
Abbildung 2: Peter Ganten bei der Eröffnungsrede über offene Systeme

Nachfolgend erläuterte Oliver Schulze (Geschäftsführer der agorum Software GmbH), dass ein Dokumentenmanagementsystem (DMS) mehr als nur ein Archivierungs- oder Suchsystem ist. Der Mittelstand kennt zwar ein DMS als Begriff, versteht aber oftmals etwas anderes darunter. So kommt die notwendige Digitalisierung derzeit nur schleppend voran. Ein DMS bietet die Basis für eine Digitalisierung und konzentriert alle digitalen Informationen im Unternehmen. Wenn man bedenkt, dass bisher nur 30% aller Rechnungen in Deutschland digital verschickt werden, gibt es hier noch ein enormes Einsparungspotenzial.

Im Anschluss stellte Stefan Gohmann (Univention) die weitere Entwicklung von UCS vor. Weltweit wurden neue UCS-Nutzer hinzugewonnen. In der strategischen Entwicklung ist Samba4, Apps und IT für Schulen derzeit im Fokus. Bei Samba4 arbeitet man an den AD-Gruppenrichtlinien und versucht immer mehr Microsoft-Funktionen abzubilden. Weitere Themen sind Drucken, File-Server-Performance, Mac OS-X Kompatibilität und Domain Trust. Bei den Apps hat man inzwischen 80 Anwendungen am Laufen. Schwerpunkt bilden sechs Groupware-Systeme (Horde, Kolab, OX, Kopano, EGroupware und demnächst Zimbra), die im App-Center angeboten werden. Im Schnitt werden 3,8 Apps pro UCS-System installiert. Bei UCS@school ist man an Verbesserungen des Identity Managements dran. Auch sollen zukünftig Lehrer verschiedenen Schulen zugeordnet werden können. Vorhandene Schnittstellen wurden ebenfalls erweitert. In Zukunft will man sich noch mehr mit Docker (Container können separat veröffentlicht werden, ohne Beeinträchtigung mit anderen Apps) beschäftigen. Das Release UCS 4.2 wurde aus technischen Gründen in den April verschoben. Die Portalstruktur von UCS soll sich zukünftig stärker im Design wiederfinden. Es gibt daher noch genügend Baustellen, die es zu bearbeiten gilt.

Abbildung 3: Stand der DECOIT GmbH beim Univention Summit 2017
Abbildung 3: Stand der DECOIT GmbH beim Univention Summit 2017

Die Univention App Plattform wurde wenig später von Nico Gulden (Univention) vorgestellt. Hierbei wurden von ihm alle wichtigen Apps kurz vorgestellt, die der App-Center derzeit beherbergt. Dabei muss man unterscheiden zwischen Apps, die in die Oberfläche des UCS-Managements integriert sind, und Apps, die ihr eigenes Web-Interface mitbringen. So kann Agorum Core, als einer der ersten Apps, beispielsweise innerhalb der UCS-Oberfläche genutzt werden. Dies gilt auch für Asterisk4UCS von der DECOIT® GmbH, die wieder auf dem Summit am Stand neben der Neuentwicklung KITOMA präsentiert wurde. Neben diversen Groupware-Systemen sind auch IT-Sicherheitstools (z.B. Kaspersky Security, OpenVPN4UCS, Cryptorage) inzwischen im Web-Center vertreten. Das Ticketsystem KIX von Cape IT erfreut sich ebenfalls wachsender Beliebtheit und wird zudem gerne zusammen mit den Apps OPSI (Rechnerverwaltung, Softwareverteilung) und Nagios (Monitoring) eingesetzt. Eine CTI-Funktionalität für Asterisk ist ebenfalls inzwischen enthalten. Aber auch Warenwirtschaftssysteme wie Helium V für KMU-Firmen mit offenen Schnittstellen sind auswählbar. Daher wächst die App-Gemeinschaft immer weiter, wodurch der UCS für viele Unternehmen immer interessanter wird.

Im anschließenden Vortrag von Cord Martens (Univention) wurde dann auch das neue integrierte Rechnungssystem des App Centers vorgestellt. Es ermöglicht das direkte Kaufen von Apps über den App Center. Da die Anfragen für neue Apps stark gestiegen sind, ist dies eine logische Weiterentwicklung. Neben Drittanbietern bietet nun auch Univention eigene Apps an, wodurch der Anwender eine einfache Möglichkeit erhält, um neue Software zu installieren. Daher wird man sich auch selbst immer mehr auf diese Art der Software-Veröffentlichung einrichten. Der App-Center wird daher hochverfügbarer von Univention angeboten. Zudem ist er nun in der Lage, eine Rechnung direkt zu verschicken, was die Kaufabwicklung stark vereinfachen soll.

Abbildung 4: Vorstellung der auflaufenden Fragen zum Univention App-Center
Abbildung 4: Vorstellung der auflaufenden Fragen zum Univention App-Center

Der Vortrag von Nico Gulden (Univention) beschäftige sich mit den Daten, die man bei Univention seit einiger Zeit aufnimmt, wenn neue Apps heruntergeladen und installiert werden. Man will diese in Zukunft besser auslesen und Entscheidungen darauf basierend treffen. So wurde beispielsweise die Virtualisierungslösung Xen abgekündigt, weil KVM sechsmal häufiger eingesetzt wird. Die Virtualisierung bleibt allgemein ebenfalls beim UCS ein fester Bestandteil, weil es häufig verwendet wird. Entscheidungen werden nun aufgrund von Datenanalysen objektiver durchgeführt, als es früher der Fall war. Abschließend wurde noch eine Empfehlung für App-Anbieter gegeben, um ihre Software-Lösungen besser zu bewerben. Neben der inhaltlichen Darstellung und Beschreibung, sollten Videos, Screenshots und Bilder mehr genutzt werden. Auch sollte allgemein der App-Center stärker bekannt gemacht werden, um potenzielle Kunden darauf aufmerksam zu machen.

Auf der abschließenden Diskussionsrunde mit Lufthansa Systems, Univention und der Deutschen Bahntochter DB Systel wurde proprietäre Software versus Open Source Software (OSS) unter die Lupe genommen. Als Beispiele wurden Nagios mit dem Fork Icinga oder MySQL mit dem Fork MariaDB genannt. Dieses Forken ist nur in der Open-Source-Welt möglich und hält so ein Software-Projekt lange am Leben bzw. ermöglicht eine maximale Flexibilität sowie Investitionsschutz. Bei dem Wegfall eines Herstellers proprietärer Software kann hingegen keine Maßnahme mehr greifen, um die Lösung in einem Unternehmen vernünftig weiter einsetzen zu können. Deshalb setzen auch große Unternehmen immer mehr auf Open Source (z.B. nutzt die Deutsche Bahn das Ticketsystem KIX). Auf der anderen Seite ist man mit einem großen Hersteller gesetzesmäßig eher auf der richtigen Seite, da man bei Fehlern diesen anklagen kann oder insgesamt bessere Supportmöglichkeiten bestehen. Als Fazit konnte gezogen werden, dass es keinen philosophischen Streit mehr zwischen Closed und Open Source Software gibt. Der Markt für Open Source Software ist da, aber es bleibt für KMUs eine Herausforderung, diese Lösungen oder Projekte einfach einzusetzen.

Abbildung 5: Podiumsdiskussion – wohin führt der Open Source Weg?
Abbildung 5: Podiumsdiskussion – wohin führt der Open Source Weg?

Der Univention Summit 2017 war mal wieder sehr informativ und unterhaltsam. Auch fanden interessante Gespräche am Stand oder während der Pausen statt. Asterisk4UCS bzw. KITOMA konnte live gezeigt und mit den Teilnehmern diskutiert werden. So wurde das Motto der Veranstaltung „Join the Nexus of Open Source“ – trete dem Open Source Netzwerk bei – durch die Teilnehmer klar umgesetzt.

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