Kick-off-Meeting des INTEGER-Projekts bei der DECOIT
Im Juli begann endlich das INTEGER-Projekt. Ziel des Forschungsprojekts ist die Integrität und Nicht-Abstreitbarkeit der internetbasierten multimedialen Kommunikation. Am 2. August fand das Kick-off-Meeting bei der DECOIT® GmbH in Bremen statt. Alle Partner nahmen hochmotiviert an diesem ersten Treffen teil, so dass in einem produktiven Tag bereits intensiv mit dem ersten Arbeitspaket begonnen werden konnte.
Voice-over-IP (VoIP) bestimmt zunehmend die Telekommunikation. Aufgrund des derzeitigen Abschaltens von ISDN-Anschlüssen durch die Deutsche Telekom (DTAG) bis Ende 2018, um sog. All-IP-Anschlüsse einheitlich auszurollen, gewinnt das Projekt noch weiter an Aktualität. In naher Zukunft werden sich daher alle Telekommunikationsteilnehmer über VoIP unterhalten. Dabei fehlt es aber bislang an Vertraulichkeit und Verlässlichkeit der Kommunikation. Konnte man beispielsweise bei ISDN anhand der mitgesendeten Rufnummer einen Anschluss zweifelsfrei erkennen, so ist dies bei VoIP nicht mehr möglich. Das heißt, bei VoIP kann man sich nicht mehr sicher sein, von wo der Anruf getätigt wird, da beliebige Rufnummern einstellbar sind. INTEGER will daher VoIP um die Integrität der Kommunikation und die sichere Authentifizierung der Kommunikationspartner erweitern. Letzteres soll durch das elektronische Signieren mit einem Hardware-Vertrauensanker (TPM-Chip der Trusted Computing Group) umgesetzt werden. Dadurch werden dann mündliche Vertragsabschlüsse rechtsbindend ermöglicht, die z.B. für Banken und Versicherungen interessant sind. Diese Branchen müssen ab Januar 2018 alle telefonischen Aufträge dokumentieren und aufzeichnen. Durch die revisionssichere Speicherung der Kommunikation, die in INTEGER ebenfalls ein Ziel darstellt, könnte dies optimal erfüllt werden.
Das Kick-off Meeting stellte aber zuerst einmal eine Möglichkeit dar, alle Partner besser kennenzulernen. So ist mit Global IP Telecommunications (GIP) ein Softphone-Hersteller an Bord, um die neuen Sicherheitsmerkmale von INTEGER in seine Plattform zu integrieren. Aktuell wird gerade an einer komplett neuen Version gearbeitet, die ebenfalls Sicherheitsmerkmale beinhalten können soll. Der Provider reventix kann die neue INTEGER-Lösung im Anschluss auf seiner Plattform anbieten, um neue Mehrwertdienste zu schaffen. Die Hochschule Bremen wird hauptsächlich an den notwendigen Sicherheitskonzepten arbeiten, während die DECOIT® als Bindeglied zwischen Forschung und Entwicklung fungieren wird. Hinzu kommt, dass die DECOIT® seit 2002 über einen großen Erfahrungsschatz im VoIP-Umfeld verfügt, da seitdem viele Asterisk-Projekte realisiert wurden. Die assoziierten Partner Fraunhofer SIT und Infineon steuern zusätzlichen Wissenstransfer und technische Unterstützung bei.
Im Projektmeeting wurden die Rahmenbedingungen besprochen, die bei der Durchführung für den Projektträger relevant sind. INTEGER ist ein sog. ZIM-Projekt, welches im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) angesiedelt ist. In diesem Bereich wird speziell der Mittelstand in Deutschland unterstützt, um innovative Lösungen zu fördern. Mit diesem Programm hat die DECOIT® bereits in der Vergangenheit sehr gute Erfahrung gemacht, da die Bürokratie hier relativ gering ist und der Produktforschung keine Steine in den Weg gelegt werden. Zusätzlich wurden im Meeting die Kommunikationsplattformen festgelegt und die Telko-/Meeting-Abstände besprochen. Auch eine gemeinsame Projektwebsite wird es wieder geben, die sich momentan noch im Aufbau befindet.
Im ersten Monat stand erst einmal die Einarbeitung im Vordergrund. So wurde der aktuelle TPM-Standard der Trusted Computing Group (TCG), in der die DECOIT® seit einigen Jahren Mitglied ist, in der Version 2.0 durchgearbeitet und die wichtigsten Funktionen während des Meetings präsentiert. Des Weiteren gab es bereits ein Gedankenaustausch zu den unterstützten Anwendungsfällen (Use Cases), die in dem Projekt umgesetzt werden sollen. Als gemeinsamer Nenner wurde festgehalten, dass ein Integritätsschutz der Konversation und eine Authentifizierung der Gesprächsteilnehmer auf jeden Fall umgesetzt werden müssen. Dazu gehört auch die signierte Archivierung.
Nachdem die Projektidee lange Zeit unter keinem guten Stern stand, da entweder der entsprechende Projektträger Vorbehalte hatte oder ein VoIP-Hardware-Hersteller nicht mehr zur Verfügung stand, erhofft man sich nun die zügige Umsetzung der gesetzten Ziele. Dies wird umso wichtiger, weil erstens der Marktbedarf vorhanden ist und zweitens der beteiligte Softphone-Hersteller gerade eine neue Softphone-Plattform entwickelt, in der die neuen Ansätze von INTEGER mit eingeplant werden.
Erneut wurde ein spannendes Forschungsprojekt gewonnen, welches durchaus das Potenzial hat auch nach der Projektlaufzeit angewendet zu werden. Wir freuen uns auf die neue Herausforderung und werden unsere Leserschaft auf dem Laufenden halten.