Innovationstag Mittelstand 2016 des BMWi in Berlin

Technologische Innovationen kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) sind für deren Wettbewerbsfähigkeit als auch für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft Deutschlands substanziell. Mit u.a dem ZIM-Förderprogramm des BMWi werden diese Unternehmen auf ihrem Weg von der Idee bis zur Marktreife unterstützt. Die Förderprogramme helfen bei der Vernetzung, fördern den Technologietransfer und etablieren eine Vielzahl von marktorientierten Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Als Höhepunkt der BMWi-Roadshow „Von der Idee zum Markterfolg – Innovationsprogramme für den Mittelstand“ wurde der Innovationstag Mittelstand am 02. Juni der Öffentlichkeit und dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel präsentiert. Dieser hielt auch die Eröffnungsrede, indem er sich zu dem Forschungsprogramm bekannte und die gezeigten Lösungen als sehr innovativ und wegweisend bezeichnete. 

Abbildung 1: Eingang zum Innovationstag Mittelstand beim AiF
Abbildung 1: Eingang zum Innovationstag Mittelstand beim AiF

Die DECOIT® hat in der Vergangenheit bereits an zwei ZIM-Projekten aktiv teilgenommen und im letzten Monat ein neues hinzugewonnen. Grund genug also an der Veranstaltung teilzunehmen. Über 300 Projekte zeigten eindrucksvolle Lösungen in den aufgestellten Pavillons – von dem Elektrofahrrad bis zur Flugdrohne. Aber auch reine IT-Projekte spielten eine Rolle, wenn diese auch weniger zu sehen waren, da die entsprechenden Eyecatcher fehlten. Produkte, Verfahren und Dienstleistungen waren daher über alle Branchen verteilt. Der Projektträger AiF Projekt GmbH bot auf seinem Freiluftgelände in Berlin-Pankow die Gelegenheit diverse Projekte und Unternehmen direkt kennenzulernen. Dabei stand der gegenseitige Austausch im Vordergrund, aber auch die Kommunikation mit dem Projektträger selbst, was von vielen Unternehmen sehr aktiv ausgenutzt wurde. So waren alle Mitarbeiter in entsprechende Gespräche vertieft.

Neben der umfangreichen Ausstellung gab es ein interessantes Vortragsprogramm. So wurde im ersten Vortrag von der Bitkom e.V. über die Evolution zu Industrie 4.0 berichtet. Diese wird erreicht, indem verschiedene Bereiche (z.B. Telekommunikation und IT) zusammenwachsen und dadurch Verlierer und Gewinner generieren. Verlierer sind dabei die Unternehmen, die an der alten Arbeitsweise festhalten und keine neuen Wege beschreiten, während der Consumer der Gewinner ist, da er mehr Möglichkeiten zur Kommunikation und geringere Tarife durch Konkurrenz erhält. So hat die Telekommunikationsbranche mal mehr als 300.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt – heute sind es weniger als 20.000! Die Veränderungen nehmen dabei auch keine Rücksicht auf die Unternehmensgröße. So ist der Branchenriese Nokia quasi komplett aus dem Mobilefunkbereich verschwunden, während kleinere Startups wie Facebook oder WhatsApp zu Riesenkonzernen innerhalb kürzester Zeit wuchsen. Heute wird Industrie 4.0 durch das Internet und die totale Vernetzung in der Produktion bestimmt. Aktiv sind hier aber bislang nur große Unternehmen, während der Mittelstand erst einmal abwartet. Dies könnte ein Fehler sein, da wir bereits in der Digitalisierung in Deutschland hinterherhinken. Schließlich stellt sich nicht die Frage, ob der nächste Evolutionsschritt kommen wird, sondern wie man als Unternehmen darauf reagieren wird.

Abbildung 2: Sigmar Gabriel sieht sich interessante Forschungsergebnisse an
Abbildung 2: Sigmar Gabriel sieht sich interessante Forschungsergebnisse an

In die gleiche Richtung zeigte der Vortrag über den digitalen Darwinismus. Hier berichtete Prof. Kreutzer über neue Technologien, die sich schneller entwickeln, als die Fähigkeit von Unternehmen sich anzupassen. Teilweise werden Trends auch nicht erkannt oder alte Arbeitsweisen beibehalten, statt diese in Frage zu stellen. So entwickelte Kodak beispielsweise federführend die digitale Fotografie in den 1980erJahren mit, baute diese aber bei sich nicht auf und kam dann zu spät in einen bereits gesättigten Markt. Besonders kleine Unternehmen sind daher wesentlich agiler und besser geeignet sich auf Veränderungen einzustellen. Den Blick auf neue Technologietrends sollte man sich daher immer bewahren – auch ein Motto der DECOIT®, weshalb wir seit der Gründung regelmäßig an Forschungsvorhaben teilnehmen. Es werden daher die Unternehmen am Markt überleben, die sich immer wieder entsprechend anpassen können. Abschließend zeigte er auf, dass sich bereits durch die Digitalisierung viel in unserem täglichen Leben geändert hat. So nutzen die meisten keinen Fotoapparat, Tageszeitung, Reisewecker, Wasserwaage, Walkman etc. mehr, da das Smartphone viele Anwendungen übernommen hat. Die Anbieter der hier aufgezählten Beispiele mussten sich daher an den neuen Markt anpassen oder sind gescheitert.

Abbildung 3: Ausstellungsgelände mit diversen Pavillons und dem AiF-Stand
Abbildung 3: Ausstellungsgelände mit diversen Pavillons und dem AiF-Stand

Dass man sich durch das Patentamt über aktuelle Entwicklungen oder Synergien gut informieren kann, wurde in dem Vortrag „Schutzrechte umwandeln in unternehmerisches Know-how“ dargelegt. Viele Patente werden erstellt, ohne dass sie umgesetzt werden, weil z.B. die entsprechende Produktionstechnik noch fehlt oder sich noch nicht rentiert. Da es mit kontinuierlichen Kosten verbunden ist ein Patent rechtlich abzusichern, sind viele Patente frei verfügbar und können genutzt werden. Mindestens bekommt man erste Hinweise und muss in vielen Fällen das Rad nicht noch einmal neu erfinden. Es ist relativ wahrscheinlich, dass sich andere Unternehmen bereits mit ähnlichen Ideen und Konzeptionsgedanken beschäftigt haben. Daher lohnt sich immer eine Recherche, die heutzutage auch bequem über das Internet oder externe Dienstleister erfolgen kann.  

Abbildung 4: Flugdrohne zum Erkennen von Vogelnestern
Abbildung 4: Flugdrohne zum Erkennen von Vogelnestern

Die Leiterin des ZIM-Referats Carmen Heidecke stellte später noch die verschiedenen Förderrichtlinien und -programme vor und lobte die praxisnahen Entwicklungen. Viele Prototypen von ZIM-Projekten werden später zu Produkten weiterentwickelt, weshalb hierdurch ein echter Mehrwert für die Unternehmen und den Standort Deutschland entsteht. Durch Kooperationsprojekte versucht man zusätzlich gleiche Interessen und Branchen zu bündeln, damit daraus wieder leistungsstarke Projetideen entstehen. Man hat die Förderquote und -menge inzwischen angehoben sowie ist internationale Kooperationen eingegangen. Es steht daher die Vernetzung mit anderen Aktivitäten und Ländern im Vordergrund.

Abbildung 5: Vortrag der Leiterin des ZIM-Referats Carmen Heidecke
Abbildung 5: Vortrag der Leiterin des ZIM-Referats Carmen Heidecke

Die Vernetzung über soziale Netzwerke (Facebook, Twitter, Xing, Linkedin etc.) stand abschließend auf dem Programm. Ob Unternehmen diese nutzen sollten wurde mit einem klaren „ja“ beantwortet. Schließlich sind bereits die Mitarbeiter in entsprechenden Netzwerken aktiv (je jünger, desto häufiger) und kommunizieren über diese mit anderen über die Firma. Es sollte also mindestens eine Richtlinie darüber in Unternehmen existieren, denn nicht alles ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Diese ist aber in den meisten Fällen nicht vorhanden. Wichtig ist auf jeden Fall seine Zielgruppe zu kennen, damit man die Plattform erreicht, auf denen diese zu Hause sind. Dabei reicht es nicht aus die sozialen Netzwerke wie traditionelle Medien zu nutzen, sondern man muss in den Dialog mit dem Kunden eintreten. Das erfordert wiederum Ressourcen, die entweder intern oder durch externe Dienstleister bereitgestellt werden müssen, aber bringt auch neue Analysemöglichkeiten. Durch kleinere Abfragen lassen sich so z.B. relativ schnell kleine Marktumfragen erstellen. So können Unternehmen schneller am Markt agieren und letztendlich auf Dauer mehr Umsatz generieren.

Der Innovationstag Mittelstand war gespickt mit innovativen Ideen, Präsentationen und Vorführungen. Dabei kam eine große Branchenbreite zustande, die interessante Einblicke in den deutschen Mittelstand bot. Das Potenzial für neue Innovationen ist auf jeden Fall gegeben und die aktuellen Förderprogramme ermöglichen die Ausschöpfung der technologischen Möglichkeit. Trotzdem hinkt Deutschland bei der Digitalisierung laut eigener Aussage hinterher und muss noch mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Wir leisten in diesem Rahmen unseren Beitrag dazu.

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