CEBIT im neuen Gewand: Messe-Rückblick mit erhöhtem Spaßfaktor

Die CEBIT wollte sich nach dem jährlichen Trend schrumpfender Besucherzahlen in diesem Jahr neu aufstellen. Das Konzept sah Geschäfte in den Hallen und Straßenfestival-Stimmung außerhalb vor. Dafür wurde auf einen Spagat zwischen Business & Entertainment gesetzt und zudem mit dem traditionellen Veranstaltungsmonat März gebrochen. Die CEBIT fand dieses Jahr im Zeitraum 11.-15. Juni in Hannover in gewohnter Umgebung statt. Aufgrund des aus unserer Sicht etwas unklaren Konzepts und dem fehlenden Open-Source-Park entschied sich die DECOIT® GmbH, wie auch einige andere Unternehmen, nach 11 Jahren aktiver Teilnahme in Folge dieses Jahr nur als Besucher einen Eindruck zu bekommen.

Abbildung 1: d!talk in den Messehallen zu unterschiedlichen Themen
Abbildung 1: d!talk in den Messehallen zu unterschiedlichen Themen

Im ersten Moment war man von der ehemals größten Computermesse der Welt beim Eintreten geschockt. Frühere Hallen, die regelmäßig gefüllt waren, standen dieses Jahr leer. Es fehlten Schlangen an den Kassenhäusern oder Einlassschranken. Parkplätze musste man nicht suchen, sondern konnte sich in den Hochgaragen beliebige Etagen aussuchen. Auch Staus kamen praktisch bei An- und Abfahrt nicht zustande. Die Entscheider von morgen (20- bis 35-jährige) anzusprechen schien also schon mal nicht ganz aufgegangen zu sein, denn auch die Gänge in den Hallen waren übersichtlich. Dementsprechend waren auch wesentlich weniger Aussteller auszumachen, als noch im Vorjahr. Große Hersteller, wie beispielsweise Microsoft, fehlten komplett. Die neue CEBIT wollte offen und cool wirken – kam aber oftmals unprofessionell rüber. Das diesjährige Partnerland Japan war ebenfalls mit einigen asiatischen Ständen vertreten, die aber kaum frequentiert wurden. Ob der neue Veranstaltungsmonat Juni, so nahe an der Urlaubszeit, gut gewählt ist, konnte ebenfalls mit einem dicken Fragezeichen versehen werden.

Die CEBIT gliederte sich in diesem Jahr in vier logische Segmente:

  1. d!conomy: Aussteller präsentieren ihre Produkte, die bereits erworben werden können (z.B. Cloud-Lösungen, ERP-Systeme, Office-Lösungen)
  2. d!tec: Zeigt Technologien, die in den nächsten 3-5 Jahren auf dem Markt erscheinen und ihre Umwelt stark verändern werden (z.B. Drohnen, Virtual Reality, humanoide Roboter)
  3. d!talk: Besteht aus einem Konferenzformat, das Vortragsbühnen in die Messehallen integriert. Jede Bühne bietet die Möglichkeit zuzuhören, zu arbeiten oder zu entspannen.
  4. d!campus: Enthält digitale Showcases, die im Freien zwischen den Hallen vorgestellt werden (z.B. autonomes Fahren, Roboter an der Bar, Drohnen).

Aufgrund des höheren Show-Charakters wurde die Öffnungszeit nach hinten, auf 10-19 Uhr, verschoben. Das war ebenfalls für die Besucher ungewohnt, so dass die meisten das Gelände gegen 17 Uhr verließen.

Abbildung 2: Messestand von Panda Products für Barcode-Systeme
Abbildung 2: Messestand von Panda Products für Barcode-Systeme

Der erste Standbesuch galt  Panda Products, die ihre neuen Handscanner vorstellten. Die neuen Geräte können den WLAN-AC-Standard und arbeiten unkomplizierter mit WLAN-APs zusammen als die Vorgänger. Zudem sind sie wesentlich handlicher als ihre Vorgänger und besitzen eine längere Akkulaufzeit. Die Scanner basieren inzwischen auf dem Betriebssystem Android 7 und nicht mehr auf Windows CE, welches abgekündigt ist. Aber weiterhin lässt sich ein sog. Kiosk-Modus einsetzen, der nur die Benutzung einer einzelnen App ermöglicht, damit nur die betriebsrelevanten Funktionen zum Einsatz kommen. Der Einsatz im Lager wird durch stoßfestes Glas und ein ausgereiftes Gehäuse sichergestellt. Eine interessante Lösung für Logistik-Kunden.

Abbildung 3: VR-Simulator am BMWi-Stand
Abbildung 3: VR-Simulator am BMWi-Stand

Danach ging es in Richtung Forschungseinrichtungen bzw. neue Technologien. Wie gewohnt ließen sich hierbei Fraunhofer und BMBF- sowie BMWi-Stände nennen, die exemplarisch innovative Projekte vorstellten. Während bei Fraunhofer u.a. humanoide Roboter zum Einsatz kamen, zeigte der BMWi-Stand einen VR-Simulator. Auch einen Drohnenpark gab es zu besichtigen, der mit Sicherheitsnetzen abgehängt war und in dem diverse Flugkunststücke gezeigt wurden. Huawei Technologies präsentierte erneut die gesamte Bandbreite eigener Entwicklungen. Diese beinhalteten Mobilfunklösungen bis hin zu Smart Citys. Für die Präsentation herausragender Projekte hatte man eine eigene Bühne mit Moderation auf die Beine gestellt. Bremen und Bremerhaven stellten sich auf der CeBIT ebenfalls nach längerer Abstinenz im kleinen Stil vor. Passend zum neuen CEBIT-Charakter fanden sich Bremer Startups unter dem Motto „Home of Innovation“ zum Gemeinschaftsstand zusammen. Durch das sehr offene Standkonzept, musste man die Aussteller allerdings länger suchen.

Abbildung 4: Snom-DECT-Telefone am Herstellerstand
Abbildung 4: Snom-DECT-Telefone am Herstellerstand

Im Bereich Voice-over-IP (VoIP) waren fast die üblichen Verdächtigen anwesend. Allerdings fehlten große Messeauftritte von u.a. STARFACE oder Gigaset. Der asiatische Hersteller Yealink bot hingegen dieses Jahr gegen den Trend eine größere Standfläche an. Hier wurden u.a. neue Telefontypen, zwei Konferenzsysteme und eine Videokonferenzlösung präsentiert. Der ehemals deutsche Hersteller Snom, der inzwischen von einem chinesischen Unternehmen übernommen wurde, bot dieses Jahr auf seiner Standfläche verschiedene Partnerlösungen mit an. Hier gab es allerdings kaum Neuigkeiten auszumachen – altbewährte Endgeräte und entsprechende Weiterentwicklungen, wie beim Konferenzsystem. Auch hier war der Publikumsandrang überschaubar, obwohl die Deutsche Telekom derzeit bestehende ISDN-Anschlüsse abkündigt und nur noch All-IP-Anschlüsse einsetzen will. Die erhöhte Anfrage in diesem Bereich bemerkte man auf der CeBIT kaum.

Abbildung 5: Dokumentenmanagement und revisionssichere Archivierung mit ecoDMS
Abbildung 5: Dokumentenmanagement und revisionssichere Archivierung mit ecoDMS

Ein wichtiges Thema der Digitalisierung ist der Einsatz eines revisionssicheren Archivierungs- bzw. Dokumentenmanagementsystems. Die Anfragen nehmen auch in diesem Umfeld stetig zu, da die gesetzlichen Vorgaben steigen. Als Anbieter solcher DMS-Lösungen wurde daher der Partner und Hersteller ecoDMS ebenfalls besucht. Dieser war zum ersten Mal auf der CEBIT, konnte sich aber bzgl. Anfragen nicht beschweren. Es wurde das DMS grundsätzlich und die neuen Produkte ecoSAM und ecoWORKFLOW im Speziellen vorgestellt. Der Workflow wird dabei aus einem Prozessdiagramm erarbeitet und kann in einer Web-basierten Oberfläche vom Unternehmen selbst verändert bzw. angepasst werden. Das E-Mail-Archivierungssystem ecoMAILZ rundet das Portfolio ab, wodurch auch eine revisionssichere Archivierung für E-Mails mit angeboten wird. Zusätzlich ist auch eine DATEV-Anbindung inzwischen möglich, da ein Drittanbieter diese realisiert hat.

Ein weiteres wichtiges Thema ist nach wie vor die IT-Sicherheit. Dieser Bereich ist allerdings auf der CEBIT weiter stark geschrumpft. So hatten einige Hersteller abgesagt, die man auf der Sicherheitsmesse it-sa in Nürnberg dieses Jahr aber wieder treffen wird. Hier scheint sich eine Verlagerung anzubahnen. Auch die DECOIT® GmbH wird dieses Jahr auf der it-sa vertreten sein, um die eigenen Sicherheitsthemen, insbesondere aber die NAC-Lösung macmon secure und die eigene Entwicklung CLEARER zu präsentieren. Auch macmon selbst hat sich inzwischen von der CEBIT zurückgezogen und war nur noch rudimentär durch Partner vertreten.

Abschließend wurde ein Besuch von Cape IT, dem neben Agorum (DMS-Lösung) und UIB (Client-Management mit OPSI) einzig verbliebenen Teilnehmer der Open-Source-Gemeinde, vorgenommen. Der sächsische Anbieter hat sich inzwischen auf sein Kernprodukt KIX Professional fokussiert und ist nicht mehr als Systemhaus in Kundenprojekten tätig. Trotzdem konnte die Mitarbeiterzahl in den letzten Jahren verdoppelt werden. Mit der Resonanz auf der CEBIT war Cape IT insgesamt zufrieden, da die Qualität der Gespräche gleichgeblieben war. Trotzdem gab es einigen Leerlauf des Standpersonals zu beobachten. Das Unternehmen wird mit dem eigenen Ticketsystem auch auf anderen Messen, wie der Industriemesse und der it-sa, Präsenz zeigen.

Insgesamt macht die CEBIT einen relativ abgespeckten Eindruck. Viele Aussteller waren nicht mehr vertreten oder wurden vergeblich gesucht. Auch die Hallenbelegung hat sich verringert. Besucherströme, wie zu den Hochzeiten, waren kaum auszumachen. Von daher bleibt es fraglich, ob das neue Konzept aufgeht und muss in den nächsten Jahren abgewartet werden. Schließlich wollen Unternehmen auf der CEBIT hauptsächlich Geschäfte mit Neukunden abwickeln. Drohnen, Roboter und VR-Brillen sind aber eher dazu angetan IT-Nachwuchs anzulocken. Auf jeden Fall steht der neue Termin für 2019 bereits fest: zwischen dem 24.-28. Juni wird die CEBIT wieder die Pforten öffnen.

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